Daily Scrum richtig einsetzen

Ein wichtiger Bestandteil von Scrum ist das sogenannte Daily Scrum Meeting, oder kurz auch gerne Daily genannt. Dies ist – meiner bescheidenen Meinung nach – wohl der Scrum-Bestandteil der vorwiegend in die Hose geht und als Klotz am Bein angesehen wird. Schade eigentlich, kann das Daily doch einen richtigen Boost bringen. Wie? Weiterlesen!

Ursprüngliche Definition

Das Daily Scrum Meeting ist – wie der Name so schön sagt – ein tägliches Meeting. Es soll die Dauer von 15 Minuten nicht überschreiten. Für gewöhnlich steht das gesamte Team im Kreis (keine Gegenstände sollen zwischen den Mitgliedern stehen) und beantwortet nach und nach die folgenden drei Fragen:

  • Was habe ich seit dem letzten Daily Scrum getan?
  • Was plane ich, bis zum nächsten Daily Scrum zu tun?
  • Was hat mich bei der Arbeit behindert (Impediments)?

Der Scrum Master ist dabei und erfasst die Impediments und triggert ein Lösen derselben an. Sehr positiv empfinde ich es zudem, wenn sich der Product Owner die Zeit zur Teilnahme am Daily Scrum Meeting nimmt, auch wenn er nur eine passive Rolle einzunehmen hat.

Probleme des Daily Scrum Meetings

Entsprechend meiner Erfahrung drehen sich 90% dieses Meetings um das am Vortag Erreichte. Jeder erzählt der Reihe nach auf, was er erreicht hat, ergänzt dies teilweise bereits mit Informationen, was hier noch offen ist und getan werden muss. Dies verschlingt eben sehr viel Zeit.

In den verbleibenden 10% werden anstehende Aufgaben und Impediments behandelt. Da die 15 Minuten aber eingehalten werden wollen (sonst ist es ja nicht Scrum-konform) verbleibt nur ein Bruchteil für die eigentliche Planung und das Erwähnen von wirklichen Problemen.

Das Endergebnis daraus ist, dass zwar jeder weiß, was gestern umgesetzt wurde, jedoch kaum jemand, was heute ansteht. In meinen Augen kann das nicht das gewünschte Ergebnis sein.

Wie besser machen?

Man muss sich die Frage stellen, welchen Output ein Daily Scrum Meeting liefern soll. Für mich hat das Meeting den Charakter einer Einsatzplanung. Ich möchte eigentlich nicht wissen, was jeder gestern gemacht hat, sondern was das gesamte Team an diesem Tag erreichen möchte und wodurch das Team daran gehindert wird.

Das Daily Scrum Meeting muss das Ziel des Teams festlegen, nicht das Ziel der einzelnen Mitglieder.

Was also jeder innerhalb der vergangenen 24 Stunden gemacht hat, sollte durch eine gute Team-Kommunikation ohnehin bekannt sein. Zudem stellt sich die Frage auch gar nicht, wenn es einen gemeinsamen Plan gibt. Und genau dies ist des Rätsels Lösung.

Sicherlich muss jeder seine Tasks erfüllen. Es gilt jedoch fest zu legen, was das Team als Ganzes an diesem Tag erreichen möchte. Man möge sich hier also ruhig an alte Filme über Seeschlachten oder ähnlichem erinnert fühlen, aber genau darauf läuft es hinaus. Zusammensetzen und definieren, was das gemeinschaftliche Ziel für diesen Tag sein soll. Was soll am Ende des Tages (oder zum nächsten Daily) funktionieren?

Auf Basis dieser Erkenntnis werden anschließend Aufgaben verteilt bzw. definiert wer was genau zu tun hat. Oberstes Ziel ist aber das gemeinsam definierte. Darauf sollte jeder hinarbeiten.

Was ist anders?

Die Änderung zur Lehrbuch-Methode ist, dass es keinen Fokus auf die oben genannten drei Fragen gibt. Es gibt eine richtige Einsatzplanung mit einer Definition was erreicht werden soll. Für dieses gemeinsame Ziel stehen alle ein, unabhängig davon, was ein Einzelner zu leisten hat.

Das ist nicht nur für das Gefühl oder das Gemüt gut, sondern bringt auch der tatsächlichen Performance etwas. Und nicht nur dem. Es steigt die Kommunikation, alleine schon da der Bedarf höher ist, schließlich müssen Team-Mitglieder unterstützt werden, um das Tagesziel erreichen zu können.

Vorteilhaft ist, dass sich dadurch die erste Frage dieser drei Fragen erübrigt.

Im darauffolgenden Daily kann überprüft werden, ob das gestellte Team-Ziel erreicht wurde. Wenn ja, dann ist alles in Ordnung, andernfalls muss hinterfragt werden, warum dies nicht geschehen ist und was noch zu tun ist (neue Tasks entstehen etc.). Dies gibt ein gänzlich neues Gefühl des Fortschrittes, unabhängig der User Stories bzw. des Burndown Charts.

Fazit

Die ursprünglich definierten drei Fragen des Daily Scrum Meetings sind durchaus gut gemeint und es ist sinnvoll sich als Team jeden Tag zusammen zu stellen und über das aktuelle Projekt zu reden. Für meinen Teil sollte dies aber eine Einsatzbesprechung sein, in der vielmehr die Aufgaben für die kommenden 24 Stunden festgelegt werden sollten, als eine Retrospektive der vergangenen 24 Stunden. Die Zukunft ist wichtiger als die Vergangenheit und dies muss berücksichtigt werden. Wer daran denkt holt wesentlich mehr aus diesem Meeting heraus.

Veröffentlicht von Norbert Eder

Ich bin ein leidenschaftlicher Softwareentwickler. Mein Wissen und meine Gedanken teile ich nicht nur hier im Blog, sondern auch in Fachartikeln und Büchern.

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3 Kommentare

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  1. Einsatzplanung – Das ist es! Das soll es sein.

    Ich betreue ein neues Scrum Team, welches seit einem Jahr auf einem guten Weg ist, Scrum richtig zu leben. Das Daylie Scrum startet pünktlich, jeder nennt was er geschafft hat und was noch zu schaffen ist. Hilfe wird eingefordert udn auch angeboten. und auch sonstige Do’s und Dont’s werden gemacht bzw. nicht gemacht. Und trotzdem fühlt es sich leicht nach Statusmeeting an.

    Ich werde diesen Artikel zum Anlass nehmen und versuchen in das Daily Stand Up mehr das gemeinsame Ziel zu fokussieren.

    Vielen Dank für die Eingebung.

  2. Leider sehen viele das Daily als Retrospektive, daher wird es auch gerne am Ende des Arbeitstages angesetzt. Nachdem ich beide Varianten kennengelernt habe kann ich nur folgendes sagen:
    Für mich macht ein Daily wirklich nur dann Sinn (nachvollziehbarer Mehrwert), wenn es als Planung gesehen und auch als solches gelebt wird.
    Was war lässt sich ja ohnehin aus dem dem jeweiligen PM-Tool ersehen. Das breitzutreten kostet nur Zeit und wird irgendwann als lästig empfunden…

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